IMZ-Newsletter #43
März 2020
Diesmal mit folgenden Themen:
- ZeMiT 35 Jahr-Feier VERSCHOBEN!
- "Was also tun?" Antrittskommentar von Mirjana Stojaković, neue GF des ZeMiT
- Idomeni - Waiting for Home. Flucht in Bildern.
- Spielerisch gemeinsame Werte erfahrbar machen
- Brücken bauen - das neue Projekt von Frauen aus allen Ländern
- Neue Richtlinien zur Deutschkursförderung vom Land Tirol
- Buchempfehlung aus der BIM: Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
- Integrationsmonitor 2019: Auswirkungen der Zuwanderung positiv bewertet
- Wochen der Vielfalt in Kufstein
- Veranstaltungshinweis - Innsbrucker Haus der Begegnung
- Linktipp
ZeMiT 35 Jahr-Feier VERSCHOBEN!
Die für den Freitag, 13. März 2020 geplante 35-Jahr-Feier des ZeMiT im Vier und Einzig in Innsbruck in der Hallerstraße 41 muss leider bis auf weiteres verschoben werden.
Der neue Termin wird rechtzeitig auf diesem Weg, sowie auf der Homepage des ZeMiT Zentrum für MigrantInnen in Tirol bekannt gegeben.
Wir danken für Ihr Verständnis!
"Was also tun?" Antrittskommentar von Mirjana Stojaković, neue GF des ZeMIT
Mit erstem Jänner 2020 habe ich die Geschäftsführung des Zentrums für MigrantInnen in Tirol übernommen, ich widme mich dieser Aufgabe mit viel Engagement und Freude. Aktuell harren Tausende Menschen schutzlos unter katastrophalen Bedingungen auf der Suche nach Hilfe an der griechischen Grenze aus, in Hanau kamen elf Menschen bei einem rassistischen Anschlag ums Leben: die große menschliche und politische Verantwortung, die derzeit auf der sozialen Arbeit im Bereich Migration lastet, verpflichtet mich und uns, vehement für eine menschliche und gerechte Gesellschaft und Politik einzutreten.
Ich gebe zunächst einen Überblick über unser aktuelles Kerngeschäft: die Beratung.
Jährlich beraten wir im Zentrum für MigrantInnen in Tirol etwa 4.500 Personen. Wir sind dabei mit vier Kernbereichen der Migration beschäftigt: Arbeitsmigration, Freizügigkeitsmigration, Fluchtmigration und Familienzusammenführung.
Die Arbeitsmigration betrifft Personen, die aus Drittstatten nach Österreich kommen, um hier zu arbeiten. Wir beraten sie in rechtlichen und sozialen Fragen zum Aufenthalt und Arbeitsmarkt, zur Integrationsvereinbarung, sowie zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen.
Die Freizügigkeitsmigration betrifft EU-BürgerInnen, die in Österreich leben und arbeiten wollen. Hier stellt sich ebenfalls die Frage der Anerkennung und das Thema des Spracherwerbs, auch wenn EU-BürgerInnen die Integrationsvereinbarung nicht erfüllen müssen.
In Vorarlberg bieten wir mit dem Kompetenzencheck auch ein Service für geflüchtete Personen an. Hier geht es darum, ihre Kompetenzen zu erheben und zu erweitern. Anerkannte Flüchtlinge wenden sich an uns mit Fragen zur Familienzusammenführung.
Die Familienzusammenführung ist ein Thema, welches alle genannten Gruppen betrifft. Allerdings ist die rechtliche Lage hier für alle sehr unterschiedlich und die Beratung komplex und herausfordernd.
Ein Beispiel soll das illustrieren
Frau Sžabo kommt aus Ungarn, ist also EU-Bürgerin und lebt und arbeitet in Österreich. Sie möchte ihren Mann aus Serbien nach Österreich holen. Als Angehöriger einer EU-Bürgerin muss er die Integrationsvereinbarung nicht erfüllen, das heißt er muss keine Deutschkenntnisse nachweisen. Das Mindesteinkommen für die Familienzusammenführung richtet sich nach dem Mindestsicherungsgrundsatz und ist damit deutlich geringer als der Ausgleichszulage-Richtsatz.
Viel schwerer hat es da Herr Özkan. Er ist österreichischer Staatsbürger und möchte seine Frau aus der Türkei nachholen. Sie muss die Integrationsvereinbarung erfüllen und Deutschkenntnisse auf A1 Niveau bereits vor ihrer Einreise nachweisen. Außerdem muss Herr Özkan als Österreicher ein wesentlich höheres Gehalt und mehr Wohnraum nachweisen, um seine Frau nachzuholen.
Herr Ivkić arbeitet seit zehn Jahren in Österreich und verfügt über einen sogenannten Daueraufenthalt EU. Dennoch kann er seine volljährigen Kinder nicht nachholen und muss für die Einreise seiner Frau sehr hohe Auflagen erfüllen. Er darf zum Beispiel keine Sozialleistungen empfangen.
Anerkannte Flüchtlinge müssen hier in Österreich in der Regel wieder bei null anfangen. Sie müssen sich ein neues Netzwerk – beruflich wie privat – aufbauen und können beruflich kaum an ihre Erfahrungen im Heimatland anschließen, da es Probleme mit der Anerkennung gibt. Rechtlich sind sie – auch bei der Familienzusammenführung – ÖsterreicherInnen gleichgestellt. Im Alltag erleben sie häufig Diskriminierung und Rassismus, was ihre Lage zusätzlich erschwert.
Die BeraterInnen des ZeMiT – in der Beratung im Auftrag des Arbeitsmarktservice Tirol, in der AST - Anerkennungsstelle für im Ausland erworbene Qualifikationen und im Kompetenzencheck Vorarlberg – sind täglich im Einsatz, um bei diesen und weiteren komplexen Fällen fundierte Beratungen anzubieten. Neben der individuellen Beratung erfüllt das ZeMiT auch eine wichtige Filterfunktion für viele weitere Institutionen und Ämter. Menschen kommen in der Regel mit mehreren Anliegen zu uns. Wir klären rechtliche Anfragen, unterstützen bei familiären Angelegenheiten und bei der Kommunikation mit Behörden und verweisen bei diversen Anliegen auf zuständige Ämter, Behörden und Sozialeinrichtungen.
Seit 1995 werden im ZeMiT auch erfolgreich internationale, nationale und überregionale Projekte durchgeführt. Projektarbeit und Beratungstätigkeit ergänzen sich dabei sehr gut. Die Erfahrungen aus der Beratung liefern wichtige Impulse für neue und bestehende Projekte und sorgen für den wichtigen Kontakt zur Zielgruppe; die Projekttätigkeit erreicht eine große Präsenz des ZeMiT in der Öffentlichkeit und widmet sich dem Thema Migration mit all seinen Facetten auf sozialpolitischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene.
Der zweite Teil meiner Überlegungen führt mich zum allgegenwärtigen Thema „Integration“. Die Frage der Integration beschäftigt mich und meine MitarbeiterInnen täglich. Deutschkenntnisse werden hier politisch immer als Schlüssel zur Teilhabe kommuniziert, aber: Was ist Integration? Welche Rolle spielen Sprachkenntnisse dabei tatsächlich?
- Sprache: Der Großteil der Zuwanderer muss ohnehin die Integrationsvereinbarung erfüllen, das heißt Sprachkenntnisse auf A1 Niveau bereits vor ihrer Einreise erfüllen, nach zwei Jahren auf A2 Niveau und zur Verfestigung des Aufenthaltes schließlich das B1 Niveau vorweisen.
Probleme machen in erster Linie nicht alltagssprachliche Deutschkenntnisse, sondern viel mehr fach- und jobspezifische Sprachkenntnisse, die teilweise unzureichend sind und an der Arbeitsaufnahme hindern. Diese speziellen Kenntnisse könnten allerdings am besten, direkt am Arbeitsplatz erworben werden. Alternativ wären branchenspezifische Sprachkurse ein notwendiges Angebot. (vielleicht so: Ein mangelndes Angebot stellen derzeit branchenspezifische Sprachkurse dar, deren Notwendigkeit gegeben ist.)
- Gesellschaft: Eine offene Gesellschaft, die Vielfalt positiv bewertet, Rassismus bekämpft und die Chancen von Diversität erkennt, ist Grundvoraussetzung für lebbare lebenswerte Integration.
- Familie: Erfahrungsgemäß ist die Familienzusammenführung ein großer Motor und Motivator zur Integration. Warum? Wenn ein Mann seine Familie nachholt und sie gemeinsam in Österreich leben, verlagert sich der Lebensmittelpunkt nachhaltig nach Österreich. Das Interesse sich in Österreich einzuleben steigt, der Kontakt mit den Institutionen wird intensiver und der Schulbesuch der Kinder in Österreich bedeutet für die ganze Familie ein verstärktes Eintauchen.
- Anerkennung, Bildung: Die Anerkennung von Bildungsabschlüssen sollte auch VOR Arbeitsaufnahme möglich sein. Hier muss es für die Betroffenen ein Zeitfenster geben. Eine Arbeitsaufnahme weit unter dem Ausbildungsniveau hat oft eine Reihe an dequalifizierten Einstellungen zur Folge, dem ist dann sehr schwer wieder zu entkommen. Wir sehen in der AST, dass 50% unserer Kundinnen und Kunden AkademikerInnen sind, die am Arbeitsmarkt zum Großteil unter ihrem Niveau beschäftigt werden. Das Problem besteht darin, dass sie sich nicht nur um die Anerkennung kümmern müssen, sondern auch in den ersten fünf Jahren bis zur Verfestigung ihres Aufenthaltes in erster Linie die „Allgemeinen Voraussetzungen“ für ihren Aufenthalt im Blick haben müssen. Deshalb akzeptieren sie oft eine dequalifizierte Anstellung. Nach fünf Jahren ist es dann oft sehr schwierig, da wieder herauszukommen.
Integration in den Arbeitsmarkt, Familienzusammenführung, Bildung und eine offene, vielfältige Gesellschaft sind neben einer klaren und wohlwollenden Gesetzeslage die wesentlichen Voraussetzungen, damit gesellschaftliche Integration und Teilhabe gelingen kann.
Politische Forderungen: Was also tun?
Gerade in Zeiten der Arbeitskräfteknappheit wäre es meiner Meinung nach wesentlich, Aspekte des Fremdenrechts zu entschärfen. Hier nenne ich drei Beispiele:
- Bei den Allgemeinen Voraussetzung für den Aufenthalt für Drittstaatsangehörige gefährdet derzeit der Bezug der Mietzinsbeihilfe den Aufenthalt. Es dürfen keine Sozialleistungen in Anspruch genommen werden. Selbst der Bezug der Mietzinsbeihilfe kann den Aufenthalt gefährden.
- Wir brauchen außerdem eine vereinfachte Anerkennung für reglementierte Berufe, wie zum Beispiel beim Pflegepersonal. In Österreich finden hier langatmige Verfahren statt, bis die Personen eventuell in ihrem Beruf arbeiten dürfen. In Deutschland ist man auf Grund des großen Mangels an Pflegepersonal sehr erfolgreich mit folgender Regelung unterwegs: Die zugewanderte Pflegekraft darf im Rahmen eines überwachten Praktikums ihre Arbeit zeitnah aufnehmen. Die Anerkennung erfolgt dann im Rahmen dieses Praktikums durch den/die ArbeitgeberIn und die Behörde und ist nach 6 bzw. 12 Monaten vollzogen. Dieses Modell würde auch den Pflegenotstand in Österreich deutlich entschärfen.
- Familienzusammenführung ist wie gesagt ein wesentlicher Integrationsmotor. Interessanterweise sind hier ÖsterreicherInnen deutlich schlechter gestellt als EU-BürgerInnen, wie eingangs geschildert. Ich wünsche mir hier eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der Bestimmungen.
Abschließend bedanke ich mich bei unseren FördergeberInnen und SystempartnerInnen für ihr jahrelanges Vertrauen und hoffe auch in Zukunft auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.
Wir werden am Ball bleiben, unsere Angebote gerne vertiefen und erweitern und für den kritischen Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen sorgen.
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und wünsche Ihnen eine interessante Lektüre des IMZ-Newsletters.
Mirjana Stojaković
Geschäftsführerin Zentrum für MigrantInnen in Tirol
Idomeni - Waiting for Home. Flucht in Bildern.
Früher Morgen, ein schlafendes Lager am Fuß der Berge beginnt zu erwachen. Graue und schwarze Rauchsäulen steigen auf, ziehen über ein Meer feuchter Zelte hinweg. Sie bleiben in der nasskalten Luft hängen und breiten sich zu einem dicken, allgegenwärtigen Nebel aus. Der Nebel wird dichter. Kaffee, Abwasser und brennender Abfall. Die Mischung giftiger Dämpfe reizt mit jedem scharfen, eisigen Atemzug deine Nase. Der Gestank haftet an deinen Kleidern, deinen Haaren, deiner Haut. Du kannst ihn schmecken. Man hört ein leises Murmeln durch die Zelte gehen – die Geräusche von erwachenden Kindern in der Ferne, von Füßen, die durch den Schlamm stapfen, von Zeltwänden, die im Morgenwind knattern. Langsam kommt Leben in die Siedlung und es beginnt ein weiterer Tag der Unsicherheit. Willkommen. Willkommen in Idomeni.
Seit letztem Jahr hat die Organisation Initiative Minderheiten Tirol gemeinsam mit Alkisti Alevropoulou-Malli und Nina Walch an dem Buchprojekt Idomeni gearbeitet. Eindrucksvolle Fotos aus dem improvisierten Geflüchtetencamp an der Griechisch-Mazedonischen Grenze werden von Erläuterungen und soziologischen Betrachtungen begleitet, mit dem Ziel, Bewusstsein und Verständnis zu schaffen für die Ausnahmesituation, Stärke und die Resilienz der Menschen, die flüchten mussten und müssen.
Dieses Buch ist wichtiger denn je. Kaufen, verschenken, verbreiten! Schauen wir genau hin, zeigen wir unsere volle Solidarität den Menschen auf der Flucht!
Erhältlich ist das Buch bereits ab € 18,- im Buchhandel oder am besten direkt bei den Initiative Minderheiten Tirol um die Organisation zu unterstützen.
Spielerisch gemeinsame Werte erfahrbar machen
Das Zentrum für MigrantInnen in Tirol bot im Frühjahr 2019 für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund die Möglichkeit, im Rahmen von kostenlosen, zwei- bis dreistündigen Workshops spielerisch Werte und Geschichten der Teilnehmenden zu entdecken, gemeinsame Werte ins Gespräch zu bringen und lebendig umzusetzen. Die offene Treffen wurden von speziell ausgebildeten TrainerInnen in Innsbruck und verschiedenen Gemeinden Tirols im Zeitraum Jänner bis Juni 2019 durchgeführt.
Am 29.02.2020 veranstaltete das ZeMiT im Haus der Begegnung eine MultiplikatorInnen-Ausbildung. Dort wurden jene MultiplikatorInnen ausgebildet, die Wertedialoge in Zukunft in ihren Organisationen durchführen werden. 15 sehr motivierte ErwachsenenbildnerInnen, LehrerInnen, TrainerInnen, SozialarbeiterInnen und interessierte Privatpersonen konnten das Haus der gemeinsamen Werte praktisch erfahren. Beim Workshop wurden verschiedene Methoden angewandt. Außerdem wurde der Fokus auf eine dialogische, offene Haltung der Lernenden ausgelegt.
Foto: Graf, ZeMiT
Brücken bauen - das neue Projekt von Frauen aus allen Ländern
Die Bildungs- und Beratungseinrichtung Frauen aus allen Ländern startete mit Februar 2020 das Projekt Brücken bauen.
Erziehungsberechtigte von Kindergartenkindern, die mit herkömmlichen Angeboten nicht oder nur unzureichend erreicht werden können, werden in dem Projekt in ihrer Zusammenarbeit mit dem Kindergarten und anderen Einrichtungen unterstützt.
Dafür werden im Projekt neue Herangehensweisen erprobt, die das Zusammenspiel von allen AkteurInnen im Feld der Elementarpädagogik fördern. Diese AkteurInnen sind ProjektmitarbeiterInnen – sogenannte BrückenbauerInnen –, Erziehungsberechtigte, ElementarpädagogInnen und MitarbeiterInnen von Unterstützungsangeboten. Die Projektangebote umfassen verschiedene Austauschgruppen für Erziehungsberechtigte, niederschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote in den Kindergarten-Workshops und Informationsveranstaltungen für Erziehungsberechtigte (z.B. in Vereinen), sowie aufsuchende Beratung im öffentlichen Raum (z.B. auf Spiel- und Sportplätzen). Eine funktionierende Zusammenarbeit mit den Kindergärten und regionalen Unterstützungsangeboten ist für den Projekterfolg essentiell. Dafür sind Austausch- und Fortbildungsformate für ElementarpädagogInnen und BrückenbauerInnen, sowie eine intensive Vernetzungsarbeit vorgesehen.
Das Projekt soll von Februar 2020 bis August 2022 in Innsbruck, Reutte, Telfs und Wörgl durchgeführt werden und wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Tirol gefördert.
Der Verein Frauen aus allen Ländern möchte mit diesem Projekt einen wichtigen Beitrag zum gelingenden Zusammenleben in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft beitragen. Dabei sollen gemeinsam bestehende Barrieren ab- und neue Brücken aufgebaut werden, um alle Kinder bestmöglich zu begleiten.
Neue Richtlinien zur Deutschkursförderung vom Land Tirol
Mit 01.01.2020 sind neue Richtlinien für die Förderung der Teilnahme an Deutschkursen durch die Abt. Gesellschaft und Arbeit/Bereich Integration der Tiroler Landesregierung in Kraft getreten. Die Förderung hat zum Ziel, die Integration von Zugewanderten durch Unterstützung beim Erwerb der deutschen Sprache zu verbessern. Es werden Kosten für die Teilnahme an Deutschkursen zum allgemeinen Erwerb der deutschen Sprache als Fremdsprache der Niveaustufen A1 bis B2 entsprechend des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) gefördert. Nicht gefördert werden Kurse mit speziellen Inhalten (z.B. Grammatiktraining, Kommunikationstraining, berufseinschlägige Deutschkurse). Die Förderung wird als nicht rückzahlbarer Einmalzuschuss gewährt. Die Förderung ist einkommensunabhängig und beträgt 50 % der Kurskosten, maximal € 4,00 pro Kurseinheit.
Folgende größere Änderungen sind zu beachten:
Es wird nur mehr der Besuch von Deutschkursen bei anerkannten Bildungsträgern gefördert.
Förderanträge sind bis spätestens zwei Wochen nach Kursbeginn elektronisch mittels Online-Formular bzw. in der Abteilung Gesellschaft und Arbeit des Amtes der Landesregierung einzureichen.
Kurse von nicht anerkannten Bildungsträgern können über die Projektförderung der Abteilung Gesellschaft und Arbeit/Bereich Integration gefördert werden.
Sämtliche Informationen zur Förderung sowie die neuen Richtlinien finden Sie hier.
WICHTIG
Asylberechtigte und Subsidiär Schutzberechtigte sollen sich in jedem Fall - vor einer Antragstellung bei der Tiroler Landesregierung, Abt. Gesellschaft und Arbeit – möglichst früh beim Österreichischen Integrationsfonds erkundigen, ob sie von dort eine Förderung erhalten können. Unter diesem Link geht es zu den neuen Förderrichtlinien des ÖIF.
Buchempfehlung aus der BIM: Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft
In der jüngsten Neuanschaffung der Bibliothek für Integration und Migration – BIM widmet sich die Autorin Birgit Schmidtke dem Thema der Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen. Rechtliche und gesellschaftliche Herausforderungen der Anerkennungsberatung stehen ebenso im Fokus wie strukturelle Hindernisse für die Anerkennung und die gesellschaftliche Notwendigkeit der beruflichen Integration.
Konkret wird ein wissenschaftlicher Blick auf Handlungsstrategien der BeraterInnen geworfen, die in der Anerkennungsberatung im Spannungsfeld von individuellen Voraussetzungen, strukturellen Hürden und gesellschaftlichen Entwicklungen agieren.
Birgit Schmidtke: Bildungs- und Berufsberatung in der Migrationsgesellschaft. Pädagogische Perspektiven auf Beratung zur Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen. Bielefeld 2020.
Die Bibliothek für Integration und Migration – BIM beinhaltet Bücher, Zeitschriften, Broschüren und andere Publikationen zu den Themen Integration und Migration, (Anti-)Rassismus, Diskriminierung und weiteren Schwerpunkten. Sie können in der online-Bibliothek mit Schlagwörtern nach Literatur suchen.
Anmeldung und Ausleihe
Um die Bibliothek benützen zu können, müssen Sie als LeserIn angemeldet sein. Die Ausleihe ist kostenlos. Die Ausleihdauer beträgt 12 Wochen.
Mehr Informationen erhalten Sie hier oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Integrationsmonitor 2019: Auswirkungen der Zuwanderung positiv bewertet
Der Integrationsmonitor Tirol 2019 erhob Stimmungslage und Einstellungen zu Migration, Asyl und Integration. Aus den Ergebnissen lässt sich zeigen, dass die Auswirkungen der Zuwanderung von den TirolerInnen positiv bewertet werden.
Foto: Integrationslandesrätin Gabriele Fischer und Christoph Hofinger vom SORA Institut.
Bildrechte: Land Tirol
Vor zwei Jahren wurden 701 TirolerInnen vom SORA Institut über ihre Anschauungen zu den Themen Zuwanderung, Flüchtlingen und MigrantInnen, sowie zum Zusammenleben befragt. Ein Augenmerk wurde dabei auf die Emotionen und subjektiven Meinungen gelegt, welche die Themen Migration, Asyl und Integration bis in die Gemeinden hinein prägen. Um mögliche Veränderungen in der Stimmungslage innerhalb der Tiroler Bevölkerung zu erheben, wurden Ende 2019 die Einstellungen zu diesen Themen neuerlich abgefragt.
„Die Auswirkungen der Zuwanderung werden von den Befragten überwiegend positiv bewertet – vor allem hinsichtlich des Arbeitsmarkts und des Wirtschaftswachstums. Aber auch was die Vielfalt und Offenheit im Land anbelangt ortet mehr als die Hälfte der Befragten eine vorteilhafte Veränderung in Tirol und führt dies auf die Zuwanderung zurück“, fasst Integrationslandesrätin Gabriele Fischer die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. Stellt man die Befragungsergebnisse jenen des Jahres 2017 gegenüber, so zeigt sich, dass die Befragten die Auswirkungen der Zuwanderung für Tirol als Ganzes, den Arbeitsmarkt, das Wirtschaftswachstum, die Vielfalt und Offenheit, aber auch das Pensionssystem besser beurteilen als noch vor zwei Jahren.
Auch das Zusammenleben mit Zugewanderten und Flüchtlingen wird mehrheitlich als Sehr gut bzw. Gut bewertet. „Junge Frauen (bis 29 Jahre) empfinden das Zusammenleben mit Zugewanderten als besonders positiv, während Befragte ab 60 Jahren – hier wiederum mehrheitlich Frauen – das Zusammenleben kritischer einschätzen“, erläutert Christoph Hofinger vom SORA Institut. „Vor allem auf Gemeindeebene wird dem Zusammenleben von zwei Drittel der Befragten ein gutes Zeugnis ausgestellt“, berichtet LRin Fischer. Das mag auch auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass Einheimische und Zugewanderte bzw. Flüchtlinge verstärkt miteinander in Kontakt treten und demnach auch mehr voneinander wissen. „Das untermauert einmal mehr die Feststellung von 2017, dass der direkte Kontakt mit Zugewanderten und Flüchtlingen das subjektive Bild von Migration positiv prägt und dass sich die Tirolerinnen und Tiroler aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen ein eigenes Bild machen“, ist LRin Fischer überzeugt. Grundsätzlich ist eine Zunahme des Kontakts der einheimischen Bevölkerung mit Zugewanderten – sowohl in der Arbeit, in der Freizeit als auch in der Nachbarschaft – zu verzeichnen.
Breite Unterstützung für Integrationsleitbild
Neu abgefragt wurden wesentliche Inhalte des Integrationsleitbilds, das im Spätsommer des vergangenen Jahres präsentiert wurde. „Das Integrationsleitbild Tirol findet breite Unterstützung“, freut sich LRin Fischer. So pflichten 93 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass in Tirol dieselben Regeln und Pflichten für alle gelten müssen, 85 Prozent sind der Meinung, dass es entscheidend ist, was jemand tut und nicht, wo er oder sie herkommt. 81 Prozent der Befragten sprechen sich für Chancengleichheit unabhängig der Herkunft aus und 69 Prozent befürworten die Verankerung des Umgangs mit gesellschaftlicher Vielfalt in Tiroler Schulen. Einzig politisches Engagement von Menschen nicht-österreichischer Herkunft wird kritisch gesehen.
„Im Integrationsleitbild wird ein chancengerechter Zugang zu allen Angeboten der Gesellschaft als Voraussetzung für die Förderung von persönlichen Fähigkeiten und infolge für gesellschaftliche Entwicklung identifiziert. Dadurch wird die Verbundenheit innerhalb der Gesellschaft gestärkt, sowohl von Zugewanderten, als auch der ansässigen Bevölkerung. Die Antworten im Integrationsmonitor zeichnen eine positive Entwicklung und zeigen „Wir sind auf dem richtigen Weg“, betont LRin Fischer, die die Ergebnisse aber gleichzeitig als Auftrag sieht, Integrationsmaßnahmen weiter auszubauen.
Was die Forderungen an die Flüchtlingspolitik anbelangt, so stimmen 78 Prozent der Aussage zu, dass ein schneller Zugang zum Arbeitsmarkt wichtig für die Integration ist. „63 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass das Land Tirol von Investitionen in Flüchtlinge profitieren wird“, führt Hofinger aus. Dass der Arbeitskräftemangel im Tourismus durch die entsprechende Ausbildung von Flüchtlingen ausgeglichen werden soll, wird von 57 Prozent der Befragten befürwortet.
Die SORA-Präsentation mit den wichtigsten Ergebnissen lesen Sie hier.
Wochen der Vielfalt in Kufstein
Im Jahr 2011 initiierte die Agentur ALPHA plus zum ersten Mal die Wiener Integrationswochen, eine Veranstaltungsreihe im Zeichen der Vielfalt. Im Jahr 2018 wurden aus den Wiener Integrationswochen bundesweite Integrationswochen, an dem sich 2019 auch Kufstein beteiligte. Ab 2020 entschloss man sich in Kufstein, auf Vorschlag der Integrationsbeauftragten, Meral Sevencan, diese Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Wochen der Vielfalt“ fortzuführen.
Die Wochen der Vielfalt finden heuer vom 1. bis 30. April statt. Sie sind ein aktiver Beitrag zur Förderung der Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben in Kufstein, dessen Geschichte immer schon von Diversität geprägt war. Die Wochen der Vielfalt bieten eine Plattform zur Förderung der Begegnung und des Dialogs, die Möglichkeit, gemeinsam ein Zeichen für ein friedliches Miteinander zu setzen, die Förderung des Informationsaustauschs und einen niederschwelligen Zugang zur kulturellen Vielfalt und Mehrsprachigkeit.
Das Programm von Wochen der Vielfalt finden Sie hier.
Veranstaltungshinweis - Innsbrucker Haus der Begegnung
Die Fachtagung "Bündnisse als dritter Weg". Selbstorganisation als demokratisches Instrument." findet am 23. April 2020 im Haus der Begegnung statt. Thematisch geht es um die große Bedeutung von Bündnissen, und die Frage wie sie entwickelt und gestärkt werden können. Die Tagung richtet sich an Fachpersonen aus dem Sozial- bzw. Non-Profit-Bereich, sowie Freiwillige, die mindestens drei Jahre Erfahrung mitbringen.
Mit Gilles Reckinger, Stefan Freytag, Paul Klumpner, Klaus Ritzer, Ruth Buchauer und Lydia Kaltenhauser.
Linktipp
Der Bayrische Rundfunkt bietet in seiner Rubrik „Das interkulturelle Magazin“ zahlreiche Podcasts zu den Themen Migration, Integration und kulturelle Vielfalt – politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich. Hintergrundberichte, Reportagen, Interviews und Porträts geben Einblicke in die Vielschichtigkeit der in Deutschland lebenden Menschen. Das interkulturelle Magazin versucht einerseits, Schwachstellen und Defizite in der Integrationspraxis darzustellen. Andererseits zeigen positive Alltagsgeschichten, wie das Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft gelingen kann. Ein Blick in die Medienlandschaft des Nachbarlandes lohnt sich!
Das IMZ ist ein gemeinsames Projekt von Land Tirol /Abteilung Gesellschaft und Arbeit - Integration und ZeMiT.