IMZ-Newsletter #54 Dezember 2022
- Editorial: ZUM RUF NACH ARBEITSKRÄFTEN
Wirtschaft, Tourismus und politische Vertreter:innen fordern erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt für Ausländer:innen. - UKRAINER:INNEN SORGEN FÜR HOHE NACHFRAGE
Die Beratungen der AST - Anerkennungsstelle für im Ausland erworbene Qualifikation, sind wichtiger denn je. - ZEMIT IN VORARLBERG: SERVICE IM AUFTRAG DES AMS
Coaching, Kompetenzencheck, Beratung und Vermittlung: im Projekt CHECK IN ist ZeMiT mit vielen Aufgaben betraut. - SENSIBILISIERUNG, GLEICHBERECHTIGUNG und GEWALTPRÄVENTION
ARAtitol und die WingTsun Schule Innsbruck bieten gemeinsam Workshops für die Präventionsarbeit im Schulkontext an. - ERFOLGREICH INS ZIEL
Fulminantes Abschlussfest der Wanderausstellung heimat>loser im Leokino in Innsbruck. - RÜCKBLICK: Integratinsenquete 2022
Leben in einer Blase? Impulse für eine Gesprächskultur ein Zeiten zunehmender Polarisierung. - ARATIROL KRITISIERT RASSISTISCHES WORDING DER DATENSCHUTZVERORDNUNG
- 20 JAHRE BILDUNG UND BERATUNG FÜR GEFLÜCHTETE FRAUEN IN INNSBRUCK
Der Verein Frauen aus allen Ländern feierte sein 20-jähriges Bestehen. - FEMPOWERMENT GEHT WEITER
Das Kursangebot von ibisacam für Frauen, die im Gesundheitsbereich arbeiten wollen freut sich auch 2023 auf viele Interessentinnen. - VIELFALT IST GRENZENLOS: INTEGRATIONSKALENDER 2023
- DAM - TAGUNG: FLUCHT INS ARCHIV, 30. – 31. MÄRZ 2023
Anmeldungen für die Fachtagung werden ab sofort gerne entgegen genommen
Zum Nachlesen...
- Literaturempfehlung zum Themenschwerpunkt
- BIM goes Movie
- Temporäre Migration in Österreich am Beispiel osteuropäischer 24-Stunden-Pflegerinnen, Bachelorarbeit, Theresa Neuschmid, Innsbruck 2021
und wie immer...
- Linktipp: Überblick über das tirolweite Angebot an Deutschkursen
- Termine
- Stellenausschreibungen
- Impressum
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Editorial: Mirjana Stojaković, Andrea Possenig-Moser
ZUM RUF NACH ARBEITSKRÄFTEN
Tourismus und Wirtschaft stehen unter Druck und fordern nachdrücklich mehr Arbeitskräfte für Tirol - gerne aus dem Ausland. Wir erinnern uns an die Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften vor 60 Jahren und weisen auf Fehler hin, die man nicht wiederholen müsste.
"Angesichts des akuten Mitarbeitermangels erreichen uns täglich verzweifelte Hilferufe, vor allem aus den Wintertoursimusregionen“, berichtet Robert Seeber, WKÖ-Bundesspartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft am 6. Dezember auf der Newsseite der Wirtschaftsskammer Österreich. Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser lässt mit der Forderung nach einem raschen und unbürokratischen Arbeitsmarktzugang für Asylwerber:innen (mit aussichtsreichen Bleibe-Chancen) aufhorchen, einer Forderung, der auch der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi zustimmt. Landesrat Mario Gerber von der ÖVP forderte laut Tiroler Tageszeitung vom Bund, das Kontingent für Drittstaatsangehörige im Rahmen der Saisonierbeschäftigung deutlich zu erhöhen.
Im Tourismus brennt der Hut: Zahlreiche unbesetzte Stellen führen zu Betriebsausfällen, erhöhter Arbeitsbelastung und Qualitätsverlust. Die Vollbeschäftigung, die derzeit in Tirol herrscht, verlangt nach einer beherzten Öffnung des Arbeitsmarktes für Hilfskräfte und qualifizierte Beschäftigte aus dem Ausland - das vorhandene Arbeitskräftepotential ist (nahezu) ausgeschöpft, die Anwerbung aus östlichen Bundesländern funktioniert nicht und kann den Bedarf im Tiroler Tourismus nicht annähernd decken. Jede Stelle, die das AMS nicht besetzen kann, soll für Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland zur Verfügung stehen, so die weit verbreitete Forderung. "Keiner dieser Ausländer nimmt einem Inländer einen Arbeitsplatz weg und über die EU-Saisonarbeiter-Richtlinie ist zudem gewährt, dass es sich bei Saisonarbeitern um keinen dauerhaften Zuzug handelt“, fügt Gastro-Spartenobmann Alois Rainer beruhigend hinzu.
Im Zuge der Anwerbeabkommen mit der Türkei und Jugoslawien Anfang der 1960er Jahre wurden in Istanbul und Belgrad Anwerbestellen für die Arbeit in Österreich eingerichtet.
Rechts sind vorsprechende Männer abgebildet, die sich für die Arbeit im Ausland bewerben. Fotos: Initiative Minderheiten | Ausstellung www.hier-zuhause.at
Vieles klingt vertraut: Druck und Verzweiflung aus der Wirtschaft, unzureichende Mobilisation der inländischen Bevölkerung und drohender Konjunkturverlust: Österreich hat bereits mehrmals bewiesen, dass spätestens mit der Gefährdung der Wirtschaftsleistung und des Wohlstands im Land auf Öffnung gesetzt und die Arme für Arbeitskräfte aus dem Ausland ausbreitet werden. 1964 wurde aus denselben Gründen ein Anwerbeabkommen mit der Türkei und 1966 ein Abkommen mit Jugoslawien abgeschlossen. Auch damals mit der Absicht, durch zeitlich begrenzte Arbeitseinsätze ("Rotationsprinzip"), ohne nachhaltigen Einfluss auf die österreichische Gesellschaft zu bleiben. Eine Absicht, die an der Realität sehr schnell zebrach. Die Tatsache, dass sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über Jahrzehnte fast ausschließlich an der gewonnenen Arbeitskraft aus dem Ausland bereicherten, ohne soziale, rechtliche und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern, blieb für die Generation der "Gastarbeiter:innen" und vielfach auch für nachkommende Generationen folgenreich und führt bis heute zu vielfacher Benachteiligung. Die Geschichte zeigt, dass eine Öffnung, die nur den Arbeitsmarkt und die Arbeitskraft im Blick hat, zu kurz greift und in wenigen Jahren zu einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung werden kann. Eine Öffnung müsste von Beginn an umfassend geschehen und die Teilhabe an Gesellschaft sowie entsprechende Bildungsangebote für Arbeitsmigrant:innen und deren Familien beinhalten. So könnte es gelingen, Österreich als Zielland für qualifizierte Arbeitsmigrant:innen und ggf. noch zu qualifizierende Hilsarbeitskräfte dauerhaft attraktiv zu machen.
Bevölkerungsprognosen verraten uns schon länger, dass die österreichische Bevölkerung mittel- und langfristig nur mehr durch Zuwanderung wächst: Ohne Zuwanderung würde die Einwohnerzahl langfristig auf das Niveau der 1950er-Jahre zurückfallen, betont die Statistik Austria im Juli 2022. Das bedeutet, dass der Wohlstand und die Wirtschaftsleistung Österreichs zunehmend von Zuwanderung abhängig werden. Das Wasserhahn-Prinzip, nach dessen Vorstellung Migration nach Bedarf auf- und abgedreht werden kann, klingt in den aktuellen Forderungen aus der Wirtschaft und Politik durch, hat für einen realitätsbasierten Zugang zum Thema Zuwanderung im 21. Jahrhundert allerdings längst ausgedient.
"Der Tourismus braucht unbedingt mehr Personal, um den Druck von der Belegschaft und den Unternehmen zu nehmen. Im Qualitätstourismusland Österreich steht der Mensch und die persönliche Betreuung im Mittelpunkt. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die das Arbeiten in der Branche attraktiv machen und die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Wettbewerb sichern. Wir können es uns nicht leisten, Wertschöpfung aus Personalmangel liegen zu lassen“, appelliert Bundesspartenobmann Seeber eindringlich in der Aussendung vom 6. Dezember.
Wir wagen eine Umformulierung: Österreich braucht unbedingt mehr Zuwanderung, um den Druck von der Bevölkerung und der Wirtschaft zu nehmen. Im Einwanderungsland Österreich stehen der Mensch und die persönliche Betreuung im Mittelpunkt. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die den Zuzug nach Österreich attraktiv machen und die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Wettbewerb um (qualifizierte) Zuwanderung sichern. Wir können es uns nicht leisten, Migrant:innen auf Grund von unattraktiven Arbeitsbedingungen liegen zu lassen.
Fotomontage, ZeMiT | Canva
Sollten sich Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in Österreich und in Tirol zu einer solchen Haltung durcharbeiten, wird der Mangel an Arbeitskräften im Tourismus oder im Gesundheitsbereich sehr schnell der Vergangenheit angehören. Man könnte auch die Frage stellen, wer dem Land mehr Devisen einbringt: Ein Tourist oder eine Kellnerin? Wahrscheinlich kann doch die eine nicht ohne den anderen und die Tirol Werbung könnte ihre Werbelinie auf Grund der aktuellen Situation ausbauen und zukünftig zwei Zielgruppen ansprechen.
UKRAINER:INNEN SORGEN FÜR HOHE NACHFRAGE
Die Beratungen der AST - Anerkennungsstelle für im Ausland erworbene Qualifikation sind wichtiger denn je. Vertriebene Menschen aus der Ukraine, vor allem Frauen, die alleine mit ihren Kindern das Land verlassen mussten, kamen 2022 in großer Zahl nach Österreich. Ihre ersten Anlaufstellen waren Registrierungszentren, die TSD und das AMS-Tirol und vor allem viele private Initiativen. Erstaunlich schnell wurden Vertriebene aus der Ukraine aber auch in der am ZeMiT angesiedelten AST vorstellig. Viele von ihnen haben hohe Bildungsabschlüsse und Berufserfahrung und den großen Wunsch, so rasch wie möglich eine ausbildungsadäquate Anstellung zu finden. Das Anliegen der AST war einmal mehr, ihnen durch die Beratung in ihrer Muttersprache Sicherheit zu gewähren, sie bei der Anerkennung ihrer Dokumente und Berufszeugnisse zu unterstützen und ihnen dadurch den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.
In der AST war Somi Jochum für die Anerkennungsberatung in Ukrainisch | Russisch zuständig. Foto: Bosnini/ ZeMiT
2021 lag die Anzahl der ukrainischen Klient:innen der AST im einstelligen Bereich. Zwischen Jänner und Ende November 2022 wurden sie mit 167 Personen zu unserer stärksten Klient:innengruppe – gefolgt von 115 Personen aus Syrien und 67 Personen aus der Türkei. Insgesamt haben AST-Berater:innen zwischen Jänner und November 2022 in 1014 persönlichen Beratungsgesprächen und 807 telefonischen und digitalen Beratungsleistungen 878 Klient:innen betreut, davon 67 % Frauen. 743 unserer Klient:innen verfügen über eine höhere Ausbildung, die wichtigsten Ausbildungsbereiche sind Gesundheit|Pflege|Medizin mit 163 Personen, Büro/kaufmännBereich/Handel/Finanzwesen mit 124 Personen und Erziehung/Bildung/Soziales/Religion mit 119 Personen.
506 unserer Klient:innen sind nicht oder nur geringfügig in den Arbeitsmarkt integriert: Sie beziehen entweder eine Arbeitslosenversicherungsleistung, bedarfsorientierte Mindestsicherung, Grundversorgung oder Kinderbetreuungsgeld, absolvieren eine Ausbildung oder sind geringfügig beschäftigt. Sie hoffen auf eine Anstellung, die ihrem Ausbildungsniveau entspricht. Doch auch jene 203 unserer Klient:innen, die unselbstständig beschäftigt sind, arbeiten zum überwiegenden Teil unter ihrem Ausbildungsniveau: 73% etwa im Bereich der Hilfsarbeit, Verkaufs und allgemeine Dienstleistungen. Betrachtet man die Tatsache, dass 87 % oder 743 unserer Klient:innen über eine höhere Ausbildung oder einen Universitätsabschluss verfügen, wird schnell ersichtlich, wie viele Ressourcen hier brach liegen und zu persönlichen und arbeitsmarktpolitischen Nachteilen führen.
Betrachtet man den Aufenthaltsstatus, wird deutlich, dass mit 320 Personen unser Angebot vor allem für Personen im Rahmen von Fluchtereignissen wichtig ist (Ausweis für Vertriebene, Asylberechtigte, Asylwerber:innen und subsidiär Schutzberechtigte). 94 kommen mit der Rot-Weiß-Rot (Plus) Karte zu uns in die Beratung, 49 Klient:innen verfügen über einen Daueraufenthalt. 248 Klient:innen haben eine EU- bzw. EWR-Staatsbürgerschaft, 42 davon sind Österreicher:innen.
Dieser kurze Blick in die AST-Beratungszahlen kann zum vielbeklagten Mangel an Fachkräften folgende Hinweise beitragen:
- Asylwerber:innen bringen zu einem wesentlichen Teil hohe Bildungsabschlüsse mit. Der Zugang zum Arbeitsmarkt könnte wirtschaftliche Entspannung und persönliche Integrationsmotivation fördern.
- Die Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen ist ein wesentlicher Schritt in Richtung Entlastung des Arbeitsmarktes. Es lohnt sich, notwendige Zeit und Kosten zu investieren.
- Die Beschäftigung unter dem Ausbildungsniveau ist ein trügerischer "Ausweg": Häufig kommt es dabei zu einer "Dequalifizierungsspirale", der schwer wieder zu entkommen ist, mit entsprechenden Lohn- und Motivationseinbußen. Außerdem bleiben dadurch wertvolle Qualifikationen ungenützt.
- Durch Dequalifizierung liegen zahlreiche Ressourcen brach und führen zu massiven persönlichen und arbeitsmarktpolitischen Nachteilen.
Die Anerkennungsstellen teilen österreichweit die Überzeugung, dass die Anerkennung von Bildungsabschlüssen auch VOR Arbeitsaufnahme möglich sein sollte und ein entsprechendes Zeitfenster dafür zur Verfügung gestellt wird. Wir sehen in der AST, dass 50 % der Klient:innen Akademiker:innen sind, die am Arbeitsmarkt größtenteils unter ihrem Ausbildungsniveau beschäftigt sind. Ausbildungsadäquate Anstellungen, Familienzusammenführung, Bildung und eine offene, vielfältige Gesellschaft sind neben einer klaren und wohlwollenden Gesetzeslage die wesentlichen Voraussetzungen, damit gesellschaftliche Integration und Teilhabe gelingen kann. Dieses Gesamtpaket ist auch die Voraussetzung, dass der Arbeitskräftemangel in qualifizierten und unqualifizierten Bereichen (teilweise) durch Migration ausgeglichen werden kann.
ZEMIT IN VORARLBERG: SERVICE IM AUFTRAG DES AMS
Coaching, Kompetenzencheck, Beratung: Im Projekt CHECK IN ist ZeMiT mit vielen Aufgaben betraut.
Der "Sommer der Flucht" 2015 hat das AMS Vorarlberg dazu bewogen, ein neues, muttersprachliches Angebot für Geflüchtete zu schaffen. Damals waren es vor allem (junge) Männer, die in Österreich Schutz suchten. Beabsichtigt wurde, dass anerkannte Flüchtlinge eine umfassende Unterstützung für die Integration in den Arbeitsmarkt erhalten. ZeMiT streckte damals seine Fühler aus und startete 2017 mit dem Projekt "Kompetenzencheck" seine Arbeit in Vorarlberg. 2022 erlebten wir erneut eine große Fluchtbewegung: Vertriebene aus der Ukraine, vor allem (gut ausgebildete) Frauen mit Kindern, kamen in großer Zahl ins Land. In der Zwischenzeit war das ZeMiT-Projekt unter dem neuen Namen "Check In" ein fester Bestandteil in den Serviceangeboten des AMS Vorarlberg und wir wurden damit beauftragt, auch für Ukrainer:innen als Ansprechpartner zu fungieren. Das deutlich erweiterte Angebot von "Check In" hat sich, in Kombination mit der Beratung zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen (AST), für die Bearbeitung der unterschiedlichen Anliegen und Voraussetzung auf Seiten der geflüchteten Personen bewährt und wurde mittlerweile auf Migrant:innen insgesamt ausgeweitet.
Gerald Holzmann bei einer Vorstellung der ZeMiT-Angebote. Foto: ZeMiT
Migrant:innen, die beim AMS Vorarlberg vorgemerkt sind, werden in der Regel dem Projekt Check In zugebucht. Im Zuge der muttersprachlichen Beratung werden alle Teilnehmer:innen mit aussagekräftigen und zeitgemäßen Bewerbungsunterlagen ausgestattet, und bei der Arbeitssuche und Arbeitsaufnahme aktiv unterstützt und begleitet. Teilnehmer:innen, die eine berufliche Neuorientierung anstreben oder denen die Ausübung ihrer im Ausland erworbenen Ausbildung/ihres Berufs in Österreich nicht möglich ist, haben die Möglichkeit, einen umfassenden Kompetenzencheck zu machen, welcher anhand der Competence Kaleidoscope Methode durchgeführt wird. Ziel dieser intensiven und erfolgreichen Methode ist die Feststellung der formalen und informellen Kompetenzen. Ergebnis ist meist eine deutlich veränderte Selbsteinschätzung und ein detailliertes Profil über die eigenen informellen und formellen Fähigkeiten und Stärken. Zusätzlich sorgen die ZeMiT-Mitarbeiter:innen in Vorarlberg bei Bedarf mit der "Drehscheibe Spracherwerb" für die Ermittlung des Sprachniveaus und die passende Auswahl von Deutschkursen. Zur Vorbereitung der Arbeitsaufnahme und als Angebot für Unternehmen werden regelmäßig Praktika und Arbeitserprobungen organisiert. Diese haben für beide Seiten erhebliche Vorteile: Von der Überwindung von Hemmschwellen über den persönlichen Kontakt bis hin zur unverbindlichen Erprobung der Tätigkeit.
Die Methode des Competence Kaleidoscopes wurde entwickelt, um informelle und formelle Kompetenzen zu erheben und darzustellen.
Das Ländle und seine Besonderheiten
2022 wurden mehr als 1000 Personen im Rahmen von Check In begleitet. Ein großer Erfolgsfaktor des Projektes sind natürlich die qualifizierten und mehrsprachigen Mitarbeiter:innen. Zudem führt die Kleinräumigkeit in Vorarlberg zu engen, vertrauensvollen und regelmäßigen Kontakten zwischen Vereinen, Institutionen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen. "Man lernt sich schnell kennen" - das führt dazu, dass Übereinkünfte, Trainings, Probleme, Erfolge und Herausforderungen schnell angesprochen, vereinbart und geklärt werden können. Ein Produkt dieser Kooperationen ist ein umfassender Bericht über "Sozio-demographische Merkmale arbeitssuchender ukrainischer Vertriebener in Vorarlberg" von August 2022. Im Projekt Check In werden diese kurzen Wege und guten Kontakte für die Anliegen der Teilnehmer:innen eingesetzt. Ein Konzept, dass sich seit Jahren erfolgreich bewährt.
SENSIBILISIERUNG, GLEICHBERECHTIGUNG und GEWALTPRÄVENTION
ARAtitol und die WingTsun Schule Innsbruck bieten gemeinsam Workshops für die Präventionsarbeit im Schulkontext an.
Ausschließungspraktiken in Form von Diskriminierung oder Mobbing sind keine neuen Phänomene. Jedoch rücken sie zunehmend in das öffentliche Bewusstsein, da insbesondere Bildungsinstitutionen wie Schulen verstärkt nach Lösungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen suchen. Immer wieder kommt es im schulischen Kontext zu Diskriminierungserfahrungen, die nicht selten in Verbindung mit der (zugeschriebenen) Herkunft der Schüler*innen stehen und mit Mobbing einhergehen. Dadurch wird der Lernraum Schule negativ beeinflusst. Hier ist eine klare Positionierung von Leitung und Lehrpersonen gegenüber Ausschließungspraktiken gefragt, um die Schüler*innengesundheit nicht zu gefährden und ein gutes Schulklima zu schaffen. (Foto: canva)
Tatsache ist, dass Diskriminierung und Mobbing auf vielen Ebenen stattfinden. Einerseits sind hier körperliche Auseinandersetzungen zu nennen, aber auch physische Gewalt in Form von diskriminierender und verletzender Sprache (auch im virtuellen Raum) sind Ausprägungen davon. In diesem Sinne muss sich die Gesamtorganisation Schule der Herausforderung stellen und Strategien zur Verhinderung von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt entwickeln.
DAS WORKSHOP - ANGEBOT
ARAtirol hat ein Workshop-Angebot für Schulen entwickelt, das Sensibilisierungsarbeit im Kontext von Diskriminierung und Mobbing im Schulalltag leistet. Das Angebot besteht aus zwei unterschiedlichen Blöcken, zu je vier Unterrichtseinheiten. Neben dem Workshop "Fit für die Vielfalt" von ARAtirol vermittelt der zweite Workshop "Für sich selbst und andere einstehen" Techniken und Möglichkeiten zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung im Rahmen von Gewaltprävention.
TEIL 1: SENSIBILISIERUNG: "FIT FÜR DIE VIELFALT"
Im Workshop "Fit für die Vielfalt" treten die Workshop-Leiter*innen in einen kritisch-reflexiven Austausch mit den Schüler*innen und nehmen deren Lebenswelten zum Ausgangspunkt weiterer Betrachtungen. Anhand von theaterpädagogischen und interaktiven Übungen können somit etwaige Vorbehalte oder Unsicherheiten anderen gegenüber zur Sprache gebracht werden und im Sinne einer „Pädagogik der Anerkennung“ (Prengel 2019) bearbeitet werden. Zentral ist hier der achtsame Umgang miteinander und das Etablieren einer Kultur des aktiven Zuhörens. Durch das soziale Miteinander, das gegenseitige Wahrnehmen von unterschiedlichen, aber auch ähnlichen oder gleichen Interessen wie Sport, Musik, Zeichnen, Freund*innen treffen etc. wird die Klassengemeinschaft gestärkt und mögliche Ausschließungspraktiken verhindert.
Die ersten Workshops wurden bereits an einer Innsbrucker Mittelschule erprobt und als hilfreich bewertet. Die positive Resonanz zeigt, dass sowohl Schüler*innen als auch Lehrpersonen der Thematik eine große Bedeutung zuschreiben und die Notwendigkeit sehen, sich aktiv mit Ausschließungspraktiken wie Diskriminierung und Mobbing auseinanderzusetzen.
TEIL 2: GEWALTPRÄVENTION: "Für sich selbst und andere einstehen"
Sifu Gernot Redondo von der WingTsun Schule Innsbruck beschreibt, was in den Workshops vermittelt wird und betont: "Letztendlich kann man mit klugem Verhalten durchaus manchen Kampf gewinnen, indem man ihn vermeidet!"
Der Gewaltpräventionsunterricht an den Schulen vermittelt allen teilnehmenden Jugendlichen die Fähigkeit, die Verantwortung für ihre eigene Sicherheit zu übernehmen. Die Schülerinnen und Schüler lernen ihre Grenzen zu ziehen, zu bewachen und zu verteidigen. Unsere Kurse dienen der Gewaltprävention und enthalten daher einerseits Maßnahmen zur Gefahrenerkennung und -einschätzung sowie die Selbst-Behauptung durch den Einsatz von Stimme, Optik, Mimik, Gestik und Haltung; andererseits werden auch einfache und effektive Selbstverteidigungstechniken gezeigt, welche ohne besondere Voraussetzungen schnell erlernbar und umsetzbar sind. Wer sich selbst verteidigen kann, hat auch das Selbstbewusstsein und den Mut, anderen beizustehen.
In gemeinsamen Gesprächen und Haltungsarbeit arbeiten wir rund um das Thema "Grenzen - Selbstbehauptung". Mittels Rollenspielen wird geübt, diese Grenzen verbal und körpersprachlich aufzuzeigen und einzufordern. Beim Überschreiten der Grenzen müssen/dürfen Angegriffene sich verteidigen, wobei ein teamorientiertes praktisches Üben allen ihr Können und ihre Möglichkeiten zeigt.
Weiterführende links: www.deine-selbstverteidigung.at
Für weitere Informationen können interessierte Schulen und Bildungseinrichtungen gerne Kontakt mit uns aufnehmen.
Für den Bereich Innsbruck Stadt hat sich Stadträtin Elisabeth Mayr, zuständig u. a. für Bildung, bereit erklärt die Workshops zu finanzieren. Für die Schulen entstehen hier keine Kosten.
Die Workshops stehen natürlich tirolweit zur Verfügung, bei Interesse werden auch Möglichkeiten der Finanzierung gemeinsam besprochen.
Kontakt:
Dr.in Miriam Hill
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0512 577170 - 15
ERFOLGREICH INS ZIEL
Fulminantes Abschlussfest der Wanderausstellung heimat>loser im Leokino in Innsbruck: Was für ein krönender Abschluss im Leokino! Im Rahmen des diesjährigen Inncontro Filmfestivals zum Thema Belonging fand am 18.11.2022 die Abschlussveranstaltung unserer Wanderausstellung heimat<loser statt. (Fotos: Alena Klinger)
Das Moderationsteam Martin Fritz und Elif Duygu, beide passionierte Poetry Slammer:innen, brachte selbst ein paar erfrischende Kostproben mit und führte mit Lockerheit und Freude durch die Veranstaltungen. Einige Schüler:innen gaben ihre Texte, die im Zuge des Projektes im Rahmen von Petry-Slam-Workshops entstanden sind, selbst auf der Bühne zum Besten, andere Texte wurden eingespielt: Wie auch immer, alle Schüler:innen wurden mit einem perfekt einstudierten 10er-Applaus für ihren Mut und ihre Offenheit belohnt.
In den Profi-Slammern Martin Fritz und Elif Duygu fanden einige Jugendliche gleich große Vorbilder. Deren großartige Texte, Slam-Erfahrungen und Entwicklungsschritte waren beim anschließenden Get together ein beliebter Gesprächsanlass. In entspannter Atmosphäre ließen wir die letzten beiden Jahre noch einmal Revue passieren: Die Ausstellung heimat<loser war an 10 Standorten tirolweit zu sehen und wurde von Mal zu Mal durch die Ergebnisse aus den Schulworkshops um die Perspektiven und Empfindungen von Jugendlichen zum Thema Heimat bereichert. Mit großem Engagement machten sie sich sehr persönlich mit uns auf die Suche nach dem, was Heimat sein (oder nicht sein) kann.
Für ihren wertvollen Beitrag danken wir den beteiligten Schüler:innen und Lehrpersonen der MS Ilse-Brüll-Gasse, der BFW Wörgl, der IT-MS Imst, der MS Längenfeld und der MS Wattens: Chapeau, ihr habt das toll gemacht!
12 Stationen
2021 und 2022 war die Ausstellung heimat<loser an folgenden Standorten zu sehen:
12.10.-26.10.2021: Tiroler Volkskunstmuseum, Universitätsstraße 2, Innsbruck
Do. 14.10.2021: Landhaus 1, Eduard-Wallnöfer-Platz 3, Innsbruck
Präsentation bei der Integrationsenquete „Auf der Suche nach Heimat. Nostalgisch? Exklusiv? Zukunftsfähig?“, 9:00 bis 17:00 Uhr
2.11.-25.11.2021: Landhaus 2, Heiliggeiststraße 7-9, Innsbruck
21.2.-11.3.2022: MS Ilse-Brüll-Gasse, Ilse-Brüll-Gasse 2, Innsbruck
28.3.-22.4.2022: City Center Wörgl, Bahnhofstraße 42, Wörgl
9.5.-3.6.2022: Geschäftslokal in der Imster Innenstadt, Kramergasse, Imst
9.6.2022-20.6.2022: Rabalderhaus Schwaz, Martin-Wintersteller-Gasse 9, Schwaz
20.6.-15.7.2022: Ötztaler Museen, Lehn 24, Längenfeld im Ötztal
12.10.-17.10.2022: Stadtbibliothek Innsbruck
24.10.-14.11. Museum Wattens, Innsbruckerstr. 2, Wattens
17.11.-19.11. Leokino Innsbruck, Anichstr. 36, Innsbruck
RÜCKBLICK INTEGRATIONSENQUETE 2022
Am 29. September 2022 fand die 12. Tiroler Integrationsenquete unter dem Motto „Leben in der Blase? Impulse für eine Gesprächskultur in Zeiten zunehmender Polarisierung“ statt. Die Enquete ist eine jährliche gemeinsame Veranstaltung von Land Tirol, Stadt Innsbruck, Haus der Begegnung und Tiroler Integrationsforum.
v.l.: Oscar Thomas-Olalde (Moderation), Lisz Hirn (Referentin), Nicola Köfler (Stadt Innsbruck), Elisabeth Mayr (Stadträtin Innsbruck), Gabriele Fischer (ehem. LR.in, Land Tirol), Ingrid Felipe (ehem. LH-Stv.in, Land Tirol), Magdalena Modler-El Abdaoui (Haus der Begegnung) und Johann Gstir (Land Tirol) © Land Tirol
Wir alle leben in Blasen – wir umgeben uns am liebsten mit Menschen aus ähnlichen Lebensrealitäten. Mit Menschen, die die gleiche Begeisterung für unser Lieblingshobby teilen, denen die gleichen Werte wichtig sind und die insgesamt dieselbe Sicht auf die Welt haben. Es gibt eine Vielzahl an Blasen und dies ist ganz natürlich. Im positiven Sinn zeigen sie uns sogar, wie divers unsere Gesellschaft ist. Problematisch werden diese Blasen, wenn sie uns daran hindern, Einigung über Angelegenheiten zu erzielen, die uns alle betreffen und gemeinsam getragene Entscheidungen zu treffen. Blasen sind in sich abgeschlossen und erlauben wenig Raum für Meinungsvielfalt. Wie können wir also eine Gesprächskultur gestalten, die alle Menschen miteinbezieht?
Mit drei Referent*innen sind wir dieser Frage bei der Tiroler Integrationsenquete nachgegangen:
Die österreichische Philosophin, Publizistin, Dozentin und freiberufliche Künstlerin Mag.a Dr.in Lisz Hirn beschrieb in ihrem Vortrag „Das Gegenteil von schlecht muss nicht gut sein“ den Zusammenhang von Zugehörigkeit und Sprache. Zugehörigkeit drückt aus, wer einem zuhört, wer einen zu Wort kommen lässt bzw. wer einem Raum zum Sprechen bietet. Das Gefühl von Zughörigkeit kommt nur auf, wenn die eigene Stimme Resonanz findet und gehört wird.
Bastian Berbner, Autor und Redakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, gab in seinem Vortrag „Wir haben mehr gemeinsam als wir denken“ einen Einblick in die Entstehungsgeschichte seines Buches und gleichnamigen Podcasts „180 GRAD: Geschichten gegen den Hass“ (2019). Seine Geschichten handeln von Menschen, die durch Begegnungen mit Andersdenkenden und Anderslebenden eine Berührung erfahren haben, obwohl sie in ihren Haltungen und Ansichten sehr konträr und von Vorurteilen geprägt sind. Und sie erzählen, wie sie schließlich durch diese Begegnungen ihre Vorurteile überwinden konnten. Die Erzählungen der Menschen zeigen, dass „Blasen“ den Nährboden für Vorurteile bilden. Berbner spricht sich deshalb für institutionalisierte „Zufallsbegegnungen“ aus, um Menschen zusammenzubringen und einen Austausch zu fördern.
Zwischenmenschlicher Austausch ist für eine Perspektivübernahme und den Abbau von Extrempositionen in einem Diskurs unabdinglich. Dabei muss dieser Austausch nicht immer zu einem Konsens führen, denn ein demokratisches System muss auch Dissens aushalten können. Hasnain Kazim, Autor und Journalist bei der deutschen Zeitschrift SPIEGEL, setzte sich in seinem Vortrag mit der Frage auseinander, wo die Grenzen der Meinungsfreiheit liegen und wann Meinungsfreiheit in Beleidigung übergeht. Im Laufe seiner Arbeit beim SPIEGEL hatte er viele feindliche Begegnungen mit Menschen, die nicht seiner Meinung waren. Kazim sammelte Hassnachrichten, die ihm im Zuge seiner journalistischen Tätigkeit zugesandt wurden. Aus dem daraus entstandenen Nachrichtenverlauf entwickelte sich sein Buch „Post von Karlheinz: Wütende Mails von richtigen Deutschen“ (2018). Sein Fazit: Begegnungen müssen auf Augenhöhen stattfinden, um einen Mehrwert zu haben.
Die Impuls-Vorträge boten spannende Einblicke und Perspektiven, die in Gruppendiskussionen erneut aufgegriffen wurden, zu Gesprächen anregten und Anstöße zu einer Reflexion über Gesprächskulturen gaben.
Die Dokumentation der 12. Tiroler Integrationsenquete ist auf der Homepage des Bereichs Diversität (Abt. Gesellschaft und Arbeit der Tiroler Landesregierung) zu finden. Die Referate können ab Ende Dezember bei FREIRAD – Freies Radio Innsbruck nachgehört werden.
ARATIROL KRITISIERT RASSISTISCHES WORDING DER DATENSCHUTZVERORDNUNG
Im Rahmen einer internen Schulung zum Schutz personenbezogener Daten haben wir uns intensiv mit den grundlegenden Gesetzestexten beschäftigt. Die Themen Datenschutz und Datensicherheit begegnen uns im Alltag und im Beruf laufend: Kein Arztbesuch, keine Newsletteranmeldung, keine Beratung kommt heute an der Datenschutzgrundverordnung vorbei. Laufend sind wir aufgefordert, die Verwendung unserer Daten freizugeben oder zu beschränken, und dennoch scheint sie jede Firma, die sie für Werbezwecke verwendet, zur Hand zu haben.
Verwundert nahmen wir in der Schulung zur Kenntnis, dass in Art. 9 Abs. 1 DSGVO wie selbstverständlich von "rassischen Merkmalen" einer Person gesprochen wird, die es unter anderem zu schützen gilt. Die DSGVO ist keinesfalls "schlafendes Recht", sondern ganz im Gegenteil eine der im Alltag aktuell am häufigsten bemühten Verordnungen. Die Tatsache, dass hier ein umfassend überholter und klar diskriminierender und falscher Begriff verwendet wird, ist höchst problematisch. Der Begriff kann hier nicht "übersehen" worden sein, sondern er wurde bewusst als solcher gewählt. Der Verweis und die Entschuldigung mit "das wurde ja aus dem Englischen übersetzt" ist völlig unzureichend. Wir dürfen davon ausgehen, dass dem Justizministerium zur Übersetzung von englischsprachigen Ausgangsdokumenten, nicht nur "Google Translate" zur Verfügung stehen. Der Rückgriff auf professionelle Übersetzer:innen, die bei ihrer Arbeit den Beigeschmack von Begriffen berücksichtigen, sollte selbstverständlich sein. So kann es auch nicht "passieren", dass der im Englischen relativ geläufige und deutlich weniger negativ konnotierte Begriff "racial" in das im Deutschen eindeutig als falsch und diskriminierend geltende "rassisch" übersetzt wird. Gerade bei der ständig zitierten DSGVO darf das nicht passieren und sollte umgehend korrigiert werden.
20 JAHRE BILDUNG UND BERATUNG FÜR GEFLÜCHTETE FRAUEN IN INNSBRUCK
Der Verein Frauen aus allen Ländern feierte sein 20-jähriges Bestehen im Haus der Begegnung in Innsbruck. (Fotos: FAAL)
2002 gründete eine Gruppe von engagierten Frauen mit und ohne Migrationsgeschichte die Kultur-, Bildungs-, und Beratungsinitiative für Frauen und Mädchen aus allen Ländern. Damit entsteht in Innsbruck ein Ort des Austauschs für Frauen und Mädchen egal welcher Herkunft. Der Verein gestaltet von Beginn an ein niederschwelliges und vielseitiges Angebot mit Kinderbetreuung und orientiert sich dabei stets an den Interessen der Besucherinnen: Es gibt Frauencafés, Gesprächsrunden, Deutsch- und Alphabetisierungskurse sowie Beratung zu Arbeit, Existenzsicherung, Familie und Bildung. Zu Beginn setzt dies eine bezahlte Mitarbeiterin mit der Unterstützung vieler ehrenamtlicher Mitwirkender um.
20 Jahre später ist aus dieser Initiative die Bildungs- und Beratungseinrichtung Frauen aus allen Ländern gewachsen, mit mehr als 30 Mitarbeiterinnen und zahlreichen Angeboten in den Bereichen Basisbildung, Deutschlernen, psychosoziale Beratung, Mütterberatung und vielem mehr. 200 Frauen und ca. 150 Kinder nutzen wöchentlich diese Angebote. Das Jubiläum nahm Frauen aus allen Ländern zum Anlass, um einerseits auf 20 bewegte Jahre zurück zu blicken und andererseits diese 20 Jahre gemeinsam mit allen Frauen, Kindern und Freund*innen zu feiern.
Die Geburtstagsfeier fand am 21. Oktober 2022 im Haus der Begegnung statt. Das Fest wurde mit einem Rückblick auf 20 Jahre Frauen aus allen Ländern eröffnet: Anlässlich des Jubiläums wurde ein Zeitstrahl mit 15 Stationen gestaltet, in dem jede Station von wichtigen Ereignisse aus der Geschichte des Vereins, aber auch aus der österreichischen Migrationspolitik berichtet. Nach einer Stärkung beim Buffet wurde noch ausgiebig gefeiert: Die Musiker*innen der Band Forróneros und die Kursteilnehmerinnen von Frauen aus allen Ländern, die sich als DJanes versuchten und ihre Lieblingslieder auflegten, sorgten für Tanz und Partystimmung.
Frauen aus allen Ländern freut sich auf die nächsten 20 Jahre und noch viele mehr!
FEMPOWERMENT GEHT WEITER
Das Kursangebot von ibisacam für Frauen, die im Gesundheitsbereich arbeiten wollen, wird 2023 weiter durchgeführt.
Das Kursprogramm richtet sich an Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte ab 16 Jahren und bietet in elf Wochen Berufsorientierung, Deutschtraining und individuelles Case Management. Ziel des Projektes ist es, Frauen durch den Einsatz der LifeDesign-Methode zu selbstbestimmten Designerinnen ihres eigenen Berufslebens zu machen. Mit Erfolg: Bisher fand die Hälfte der Teilnehmerinnen eine Anstellung oder Ausbildung im Gesundheitsbereich.
Der Kurs und die individuelle Betreuung bieten folgende Vorteile für die Teilnehmerinnen:
- Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte
- Vorbereitung auf eine Ausbildung/Anstellung im Gesundheitsbereich
- Senkung von Zugangsbarrieren zu Gesundheitsberufen
- Ermöglichung von Pflegeausbildungen in Kombination mit finanzieller Absicherung
- Vermittlung von Praktika in den verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens
- Ganzheitliche hochwertige Betreuung und individuelles Coaching unter Einbindung des familiären Umfelds; AMS Betreuer/innen; Jugendcoaching etc.
- Kostenlose Kinderbeaufsichtigung während der Kursteilnahme
- Möglichkeit zur Förderung der Anreise zum Kurs mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Der nächste Kurs startet am 16. Jänner 2023. Frauen, die Interesse haben über Gesundheitsberufe mehr zu erfahren und eine Anstellung oder Ausbildung im Gesundheitsbereich anstreben, sind herzlich eingeladen, sich näher zu informieren. Das Projet wird von ibisacam durchgeführt und vom Österreichischen Intergationsfonds finanziert.
Kontakt:
Cornelia Kogler BA (MCI)
Josef-Thoman-Straße 12, 6020 Innsbruck
+43 (0)664 78 51 01 80
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INTEGRATIONSKALENDER 2023
Ein weiteres Jahr naht sich dem Ende zu. Unter dem Motto „Vielfalt ist grenzenlos“ haben wir den Tiroler Integrationskalender 2023 mit Cartoons und beeindruckenden Beispielen von Integrationsinitiativen in Tirol gestaltet. Diese Berichte sollen Impulse für eigenes Handeln im Sinne eines Zusammenlebens der Vielfalt und in gegenseitigem Respekt geben. Im Kalender sind die wichtigsten Feiertage der Religionsgemeinschaften in Tirol, sowie für die Integration relevante Gedenktage abgebildet.
Der Kalender wird den Integrationsorganisationen zugesandt – weitere Exemplare können kostenlos in der Abt. Gesellschaft und Arbeit, , Tel.: 0512/508-807804, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! angefordert werden.
DAM - TAGUNG: FLUCHT INS ARCHIV
Migration, Flucht, Rassismen – Dokumentieren und Archivieren
Die Tagung widmet sich dem Verhältnis von Migration, Flucht und Rassismus zu Archiven als grundlegende historische Wissensspeicher. Als erste Einrichtung im deutschsprachigen Raum erkannte das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland – kurz DOMID – bereits 1991 den Stellenwert des Sammelns und Dokumentierens von Quellen für die Einschreibung marginalisierter Perspektiven in die Geschichtsschreibung. Inzwischen gibt es zahlreiche weitere Einrichtungen und Initiativen, die sich dem Sammeln, Dokumentieren und Archivieren von Migration, Flucht und Rassismus verschrieben haben.
© Gander/Wett. AT-ZEMIT-DAM Schenkung-12
"Warteräume"
Während die Quellenlage zur Arbeitsmigration der 1960er und 1970er Jahre in entsprechenden Einrichtungen inzwischen relativ gut ist, stellen Phänomene wie Flucht und Rassismus noch immer weitestgehende Leerstellen in Archiven dar. Zudem überwiegt beim Sammeln von Migrations- und Fluchtgeschichte oft der Projekt- oder Ausstellungscharakter. Dies steht mit der nachhaltigen Bewahrung und Sicherung von Quellen in einem offensichtlichen Spannungsverhältnis.
Das Dokumentationsarchiv Migration Tirol – DAM, das 2016 aus einer Zusammenarbeit zwischen NGO, Universität und regionalen Kultureinrichtungen entstanden ist, lädt gemeinsam mit der Universität Innsbruck dazu ein, folgende Fragen gemeinsam mit Expert*innen, Aktivist*innen, Archivar*innen und Wissenschafter*innen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten:
- Wo steht die Archivierung von Migration und Flucht gegenwärtig?
- Wo verlaufen die Trennlinien zwischen Migration und Flucht, inwiefern sind sie überhaupt relevant?
- Welche Erscheinungsformen von Rassismus gilt es in den Blick zu nehmen?
- Wo finden sich Spuren von Rassismus im Archiv und wie können diese sichtbar gemacht und bearbeitet werden?
- Welche Rolle haben Archive für das Sammeln und Dokumentieren von Migrations- und Fluchtgeschichten sowie Rassismus?
- Wie kann eine Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Initiativen und Aktivist*innen gelingen?
- Welche methodischen Ansätze wurden zu diesen Fragen entwickelt?
Die Tagung möchte Akteur*innen im Feld der Archivierung und Dokumentation von Migration, Flucht und Rassismus Raum geben, um sich zu vernetzen, aktuelle Fragestellungen zu diskutieren, zu beleuchten und weiterzuentwickeln.
Datum und Ort
30. - 31. März 2023
Großer Saal ÖGB Tirol, Südtiroler Platz 14 – 16, Innsbruck, 7. Stock
Kontakt und Anmeldung
Mag.a Christina Hollomey-Gasser
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Andreas-Hofer-Str. 46/1, 6020 Innsbruck, Tel.: (0)512 577170-12
Veranstaltende
Dokumentationsarchiv Migration Tirol – DAM (ZeMiT)
Forschungszentrum Migration & Globalisierung der Universität Innsbruck
Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck
Kooperationspartnerinnen
Antirassismusarbeit Tirol – ARAtirol
Produktionsgewerkschaft Tirol PRO-GE
Tagungsteam
Dokumentationsarchiv Migration Tirol – DAM am ZeMiT: Dr. Gerhard Hetfleisch, Mag.a Christina Hollomey-Gasser, Tuğba Şababoğlu MA
Forschungszentrum Migration und Globalisierung der Universität Innsbruck: Univ. Prof. Dr. Dirk Rupnow (Institut für Zeitgeschichte), Univ. Prof. Dr. Erol Yildiz (Institut für Erziehungswissenschaften)
Neu in der Bibliothek für Integration und Migration
Marcel Amoser/Sarah Oberbichler/Eva Pfanzelter: Von Zugewanderten, Weggegangenen und Dagebliebenen. Beiträge zur Migrationsgeschichte Kufsteins 1930-2000, Edition Kufstein, 2022.
Im fünften Band der Edition Kufstein „Von Zugewanderten, Weggegangenen und Dagebliebenen“ beschäftigen sich der Historiker Marcel Amoser und die Historikerinnen Sarah Oberbichler und Eva Pfanzelter mit wesentlichen Migrationsbewegungen. Sie schildern die weltpolitischen Zusammenhänge, die Rahmenbedingungen in Österreich und die konkrete Situation in Kufstein. Denn fast das ganze 20. Jahrhundert hindurch war Kufstein ein Anziehungspunkt für Menschen aus anderen Ländern, die sich in der Stadt am Inn ein neues Leben aufbauten oder diese lediglich als Zwischenstation erlebten. Während der Option ab 1939 zogen Südtiroler Familien „freiwillig“ nach Kufstein, weil sie auf ein besseres Leben hofften. Am Ende des Zweiten Weltkriegs strandeten Flüchtlinge im Lager für Displaced Persons in Weissach. Später kamen angeworbene Arbeitskräfte aus Jugoslawien und der Türkei und schließlich die Vertriebenen der Jugoslawienkriege, die in Kufstein eine neue Heimat gefunden haben.
Ausleihe BIM
Diese und weitere Bücher stehen Leser*innen der BIM zur Ausleihe zur Verfügung. Die Ausleihe ist kostenlos und die Dauer beträgt 12 Wochen. Mehr Informationen erhalten Sie hier oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
BIM GOES MOVIE:
Die Migrantigen – Ausländer z’Haus
Eine österreichische „Anti-Integrationskomödie“ aus dem Jahr 2017 von Arman T. Riahi mit Faris Rahoma, Aleksandar Petrović und Doris Schretzmayer.
Auf der Suche nach Protagonisten für eine Dokuserie über das ethnisch durchmischte fiktive Wiener Grätzel Rudolfsgrund begegnet die TV-Regisseurin Marlene Weizenhuber (Doris Schretzmayer) den Freunden Marko (Aleksandar Petrović) und Benny (Faris Rahoma) – zwei Wienern mit sogenanntem „Migrationshintergrund“. Sie sollen die neuen Gesichter der Serie werden, denn sie haben doch „Migrationshintergrund, oder?“ In der Hoffnung auf neue Chancen geben sich die „perfekt integrierten Wiener“ als kleinkriminelle und abgebrühte Migranten aus und erschaffen sich so eine völlig neue Identität, die nur aus Klischees und Vorurteilen besteht. Und während sie die Serie zum Erfolg machen, setzen sich Marko und Benny erstmals mit echten Integrationsschicksalen auseinander.
NEU IM IMZ STUDIENPORTAL
Temporäre Migration in Österreich am Beispiel osteuropäischer 24-Stunden-Pflegerinnen
Bachelorarbeit, Theresa Neuschmid, Innsbruck 2021
Theresa Neuschmid untersucht in ihrer Bachelorarbeit, mit welchen Herausforderungen Frauen, die temporär in Österreich arbeiten, konfrontiert sind, und beleuchtet Zusammenhänge zwischen Gender, Care-Arbeit und Migration. Neben einer theoretischen Einbettung wurden drei qualitative Interviews mit osteuropäischen 24-Stunden-Pflegerinnen durchgeführt und ausgewertet. Sowohl aus den theoretischen als auch aus den empirischen Untersuchungen geht hervor, dass die Situationen der Frauen stark vom Gesundheitszustand und den Ansprüchen der PatientInnen und deren Familien abhängig sind. Zu den Herausforderungen zählen ungenaue gesetzliche Regelungen und fehlende Unterstützung von Seiten des Staates, die „live-in“ Wohnsituation, welche eine Trennung zwischen Arbeits- und arbeitsfreier Zeit fast unmöglich macht sowie die geografische Distanz zur Familie im jeweiligen Heimatland. Temporäre transnationale Migration von Frauen im Bereich der Care-Arbeit ist auf der ganzen Welt vorzufinden, wobei sich die feminisierte Sorgearbeit auf die geschlechterspezifische Arbeitsteilung der Gesellschaft zurückführen lässt.
Wir danken Theresa Neuschmid, die ihre Arbeit für das IMZ-Studienportal zur Verfügung gestellt hat. Hier gibt es den Volltext.
LINKTIPP: www.deutschlernen-tirol.at
Die neue digitale Landkarte der AMG gibt einen Überblick über das Angebot an Deutschkursen in Tirol.
AKTUELLE TERMINE
Dezember-Schwerpunkt im InfoEck: „Gemeinsam statt einsam“
Angebote und Termine
Mi 11.01. 2023, 18.00 Uhr: EVA-MARIA (A 2021)
Innsbruck, Leokino
im Rahmen von: Beyond single stories - Filmische Repräsentationen von Diversität
Regisseur Lukas Ladner und Protagonistin Eva-Maria Proßegger zu Gast
30. - 31. März 2023
DAM - TAGUNG: FLUCHT INS ARCHIV
Migration, Flucht, Rassismen – Dokumentieren und Archivieren
Großer Saal ÖGB Tirol, Südtiroler Platz 14 – 16, Innsbruck, 7. Stock
Kontakt und Anmeldung
Mag.a Christina Hollomey-Gasser
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Andreas-Hofer-Str. 46/1, 6020 Innsbruck, Tel.: (0)512 577170-12
Nähere Infos zum Programm
STELLENAUSSCHREIBUNGEN
- Zivildienststelle ab Juni 2023 im ZeMiT zu besetzen
Interessenten schicken Ihren Lebenslauf und ein kurzes Anschreiben bitte per E-Mail an office@zemit.at - Stadtmagistrat Innsbruck: Zahlreiche freie Stellen sind derzeit im Stadtmagistrat Innsbruck ausgeschrieben, von der Grünanlagenpflege über Verwaltung und Kinderbetreuung.
All jene, die vielleicht denken "Bei der Stadt bekomme ich ohnehin keine Anstellung" - sind herzlich eingeladen, sich zu bewerben und ggf. überraschen zu lassen. - Die Tiroler Arbeitsmarktförderungsgesellschaft mbH (amg-tirol) sucht ehest möglich eine*n
Mitarbeiter*in für den Bereich Assistenz für die Arbeitsstiftungen 30 bis 35 Wochenstunden und
Mitarbeiter*in für die “Koordinierungsstelle AusBildung bis 18”mit Dienstort Innsbruck - Die Tiroler Arbeitsmarktförderungsgesellschaft mbH (amg-tirol) sucht ehest möglich eine*n
Mitarbeiter*in für Empfang und Assistenz mit Dienstort Innsbruck - Persönliche Assistenz - Aktuelle Stellenausschreibungen des SLI
- Aktuelle Stellenausschreibungen SOS Kinderdorf
- Aktuell: Freie Stellen bei den TSD
- Aktuell: Freie Stellen bei den ISD
- Aktuelle Jobausschreibungen der Lebenshilfe Tirol
- Aktuelle Jobausschreibungen der Caritas Tirol
- Aktuelle Jobausschreibungen des ÖIF
Impressum IMZ-Newsletter:
Leitende Redakteurin: Mag.a Andrea Moser BA Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Redaktion und Lektorat: Dr.in Miriam Hill, Mag.a Michaela Nindl, Tuğba Şababoğlu MA, Mag.a Christina Hollomey-Gasser
Herausgeber: ZeMiT – Zentrum für Migrantinnen und Migranten in Tirol, Andreas-Hofer-Str. 46/1, 6020 Innsbruck; vertreten durch Mirjana Stojaković, GFin ZeMiT
www.imz-tirol.at
Das IMZ ist ein gemeinsames Projekt von Land Tirol/Abteilung Gesellschaft und Arbeit - Integration und ZeMiT.