Editorial: Andrea Possenig-Moser
Die Nationalratswahl in Österreich am 29. September zeigt eines ganz deutlich: Es geht nicht nur um die Wurscht, es geht um die Demokratie. Niemand, der in einer Demokratie leben will, kann sich ein "Ist mir wurscht" mehr leisten.
Die so genannte Politikverdrossenheit, die Enttäuschung über politische Entscheidungsträger:innen, die gefühlte Handlungsohnmacht angesichts dramatischer Krisen, wachsende Abstiegsängste, Resignation und vielleicht auch der Trend zum Individualismus könnten Gründe dafür sein, dass das "ist mir wurscht" viel zu lange die letzte Erkenntnis am Wahltag blieb. Der bewusste Rückzug aus dem demokratischen Prozess ist seit den 1990er Jahren ein relevantes und seit 2006 ein gravierendes Phänomen. 1949 gab es mit 95 Prozent die bisher höchste Wahlbeteiligung in der Zweiten Republik, 1986 sank sie erstmals unter die 90-Prozent-Marke und lag bei 88 Prozent, 2019 war es traurige Realität, dass nur 75 Prozent der Wahlberechtigten bei der Nationalratswahl ihrer Stimme einen entscheidenden Wert gaben und die Partei der Nichtwähler:innen mit 25 Prozent solide auf den zweiten Platz setzten. Das bedeutet, dass sich ein Drittel der wahlberechtigten Bevölkerung aus Frust, Faulheit oder Unwissenheit für einen (hoffentlich kurzfristigen) Ausstieg aus der demokratischen Mitbestimmung entschieden hat.
Am 29. September 2024 findet in Österreich eine Richtungswahl statt und es ist für den Erhalt der Demokratie entscheidend, dass die Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Dass Menschen trotz Vertrauensverlust und Skepsis jene Partei wählen, von der sie glauben, dass sie wohl überlegte und wichtigte Weichen für die Zukunft Österreichs stellt.
Was wir vor allem brauchen, ist Demokratie und das Bewusstsein in der Bevölkerung, dass jede und jeder Einzelne ein wichtiger Teil davon ist. Demokratie erfordert Haltung und Mitwirkung von uns allen, um sie zu erhalten.
Wahlwerbung und Entscheidungshilfen gibt es viele, aber die wichtigste Entscheidung bleibt, wählen zu gehen, wenn man die Wahl hat. Am 29. September ist es so weit.
WER DIE WAHL HAT
Zur Motivation, zur Einstimmung und Beteiligung laden wir am Mittwoch, 18. September 2024. 11:00 - 13:00 in den Waltherpark in Innsbruck zur Speakers Corner und zur Pass Egal Wahl ein.
Einladung
Entscheidungshilfe im Internet
Wahlkabine
Parteiprogramme im Überblick
Nationalratswahl 2024: Die Programme der Parteien